Es bedurfte eines sehr ruhigen Tons, eines sehr freundlichen Lächelns und eines sehr intensiven Augenkontaktes, um diese Situation nicht eskalieren zu lassen. Natalie ist ein sehr impulsives Wesen und ich bin nicht ihr Chef. Schließlich fanden wir einen Weg. Ich erzählte ihr von einem Telefontraining, welches ich einmal besucht habe. Dort waren lauter Mitarbeiterinnen aus Vorstandsbüros vertreten (stimmt wirklich!) und es ging darum, die Corporate Identity des Unternehmens in allen Bereichen umzusetzen. Die Trainerin erwähnte in diesem Zusammenhang, dass der Anrufer die ersten Sekunden einer Meldung oft gar nicht mitbekommt, da er sich erst auf die Stimme einstellen muss. Deshalb empfahl sie, zunächst einmal so etwas wie „Guten Tag“ zu sagen, um dann erst die wichtigeren Angaben zu Firmennamen, der Abteilung und des eigenen Namens zu machen. Nach ihrem ersten Schluck aus dem Kaffeebecher überlegten wir gemeinsam, wie das denn bei uns lauten könne. Schließlich notierte sie den künftigen Meldetext: Guten Tag… sie sprechen mit Boncreativa….mein Name ist Natalie Felzer. Ob sie da noch ein „Wie kann ich ihnen helfen...“ anfügen wollte, überließ ich ihr. Sie wollte das einmal austesten.
Ich glaube, es
gelang mir sogar, ihr ein erweitertes Selbstverständnis für ihre Tätigkeit zu
vermitteln. Schließlich repräsentiert sie die Agentur in einem nicht unerheblichen
Maße. Somit rechtfertigt gerade das Telefonieren ihre volle Aufmerksamkeit. Ein
Anrufer, der auch ein Interessent sein könnte, darf nie den Eindruck erhalten,
dass er mit seinem Anruf stört. Als ich ihr noch den Tipp gab, mal bei den 10
Topagenturen anzurufen und sich deren Telefonarbeit anzuhören, hatte ich sie – so
glaube ich zumindest – erreicht. Ich bin froh, dass das so gut gelaufen ist.
Natürlich war
diese Aktion mit der Geschäftsleitung abgestimmt. Silke Sommer beauftragte mich
damit, die generelle Außenwirkung der Agentur einmal unter die Lupe zu nehmen
und evtl. Verbesserungsvorschläge zu machen. Hatte die Außenwirkung einer Agentur
vor geraumer Zeit noch viel mit deren Adresse und dem Firmenwagen der
Geschäftsleitung zu tun, ist sie im Zeitalter von Social Media ungleich
komplexer. Denn heute kommuniziert jeder Mitarbeiter mit seinen diversen Profilen
und seinen Beurteilung als (Ex-) Arbeitnehmer kräftig mit.
Mein erstes
Interesse gilt unserer Homepage. Welche Zielgruppe hat sie eigentlich? Richtet
sie sich an neue Kunden, wollen wir durch sie neue Mitarbeiter gewinnen, Flagge
gegenüber den Wettbewerbern zeigen oder worum geht es hier? Eine klare Antwort
finde ich nicht. Sie ist so aufgebaut, dass sie im Wesentlichen Einblick in die
Arbeiten der letzten Jahre gibt. Nimmt man die Bedeutung des Menschen für einen
Agenturerfolg ernst, so kommt dieser Mensch in seiner Darstellung deutlich zu
kurz. Wer macht sie aus, diese Agentur? Gerade einmal die beiden
Geschäftsführer präsentieren sich hier auf unnatürlichste Weise. Passt das zu
unserem Anspruch, die sympathischen Experten für die schwierigen Fälle zu sein?
Was kommuniziert
die Leistungsfähigkeit einer Agentur besser als die Darstellung der
Leistungsträger? Natürlich kenne ich die Vorbehalte der Geschäftsleitung bzgl.
Fluktuation und so. Aber ist die Darstellung real existierender Mitarbeiter nicht
gerade die Chance, eine gewisse Stabilität im Team und damit ein wesentliches
Qualitätsmerkmal der Agentur darzustellen? Wer ist Ansprechpartner für was?
Zumindest so viel Service sollte sein!
Kommt auf die
Agenda für das nächste Meeting!
In Sachen
Arbeitgeberbeurteilung haben wir erfreulicherweise keine Negativmerkmale. Sie
wären mir ja auch schon in meiner Bewerbungsphase aufgefallen. Was mir
allerdings auffällt, ist, dass die Summe meiner Kollegen und Kolleginnen in
ihren Profilen und Posts ein sehr unklares Bild von der Agentur zeichnen. Es
ist ja okay, wenn man völlig privat auf Facebook unterwegs ist, aber wenn ein
Bezug zu Boncreativa hergestellt werden kann oder gar soll, dann sollte dieser
auch stimmig mit der Agentur sein.
Das Gleiche
gilt für die Mitarbeiterprofile auf XING. Angefangen bei den unterschiedlichen
Fotostilen über uneinheitliche Funktionsbezeichnungen bis hin zu sehr
offenherzigen Bemerkungen in Bezug auf das, was man sucht, ist hier wenig CI
der Agentur zu erkennen. Da diese bislang nur in den Köpfen einiger Weniger
existiert und bislang nicht kommuniziert wurde, ist das ja auch nicht weiter
verwunderlich.
Ich werde
anregen, dass wir hieran arbeiten. In meinen alten Unterlagen habe ich noch
eine Ausgabe des „Kulturbuches“, welches seinerzeit von Springer & Jacoby
für die eigenen Zwecke erstellt wurde. Das ist bestimmt auch heute noch eine
interessante Grundlage für eine solche Arbeit.
Interessant,
was es alles zu tun gibt, wenn man sich dem Thema New Business verschreibt.
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