Rainer
König und Silke Sommer bestimmten gleich das Projektteam. Es enthielt neben mir
– als Projektleiter – Sabine Kurz für die strategischen Aspekte und Ulrike
Matuschek für die gestalterischen Gesichtspunkte. Obendrein sollte Annelie
Scheuka noch den Blick auf die digitalen Aspekte legen. In einem speziellen
Projektmeeting stimmten wir uns dahingehend ab, dass jeder – bezogen auf sein
Aufgabengebiet – eine eigene Checkliste entwickelt, die er als Grundlage für
das Briefing nutzen wird. Da wir vor dem Termin noch nicht wissen können,
welcher Qualität der Input ist, den wir von dort „freiwillig“ bekommen, wollen
wir uns auf diese Weise absichern. Schließlich ist in dieser Phase nichts
wichtiger, als den Auftraggeber in seinen Ansprüchen und Erwartungen klar zu
verstehen. So entwickelte Sabine ihren Fragenkatalog rund um die Positionierung,
die bereits angedachten oder durchgeführten Maßnahmen sowie die Ziele der zu
entwickelnden Maßnahme. Ulrikes Katalog formuliert Fragen zur Corporate
Identity, zu Formalien des Corporate Designs, zu Claims, einem möglicherweise bevorzugten
Sprachstil, usw. Annelies Fragenkatalog
handelt vom Einsatz digitaler Medien und welche Politik diesbezüglich verfolgt werden
soll. Mein Fragenkatalog betrifft die organisatorischen und formalen Abläufe,
die wir im Laufe des Verfahrens zu beachten haben. In einem kurzen
Nachfolgemeeting stimmten wir die Fragen untereinander ab, um eventuelle Überschneidungen
zu verhindern. Diese traten aber überraschend selten auf. Dann beschlossen wir
noch gemeinsam, möglichst viele der Informationen, die wir erhalten möchten,
bereits im Vorfeld zu recherchieren. Aber nicht, um diese direkt als Fakt zu
registrieren, sondern um bei der Frage danach bereits einen informierten
Eindruck zu machen, bzw. die Frage noch etwas justieren zu können.
Wie
wertvoll diese Vorbereitung war, bemerken wir direkt, als wir bei der
Messegesellschaft eintreffen. Pünktlich werden wir auf eine sehr angenehme und
professionelle Weise empfan-gen und gleich in den Konferenzraum geführt. Neben
Sabine, Ulrike, Annelie und mir sind dort die Marketingleiterin, der Werbe- und
Protokollchef, die Kommunikationschefin, der Produktmanager, der Einkaufsleiter
und der Agenturscout anwesend. Da dem Agenturscout offenbar die Organisation
obliegt, begrüßt er uns. Es folgt eine extra kurze Vorstellungs-runde, in der es
nur darum geht, wer für was zuständig ist. Auf Agentur- wie auf
Auftragge-berseite. „Präsentieren“ im eigentlichen Sinne müssen wir uns nicht
mehr, da wir ja bereits in der Auswahl jener (fünf) Agenturen sind, die am
Auswahlverfahren teilnehmen.
Danach wird
ein schriftliches Briefing in Form eines Booklets verteilt. Es macht schon rein
formal einen guten Eindruck. Der Agenturscout in seiner Moderatorenfunktion
fordert uns auf, dieses Briefing jetzt gleich in Augenschein zu nehmen. Im
Anschluss daran haben wir die Möglichkeit, unsere Fragen an die anwesenden
Teilnehmer zu stellen. Die Dauer unseres Termins ist auf 60 Minuten festgelegt
und wurde ja bereits kommuniziert. Von nun an steuern wir den weiteren Verlauf
der Veranstaltung!
12 Minuten
sind bereits für die Begrüßung und Vorstellungsrunde vergangen. Ich bedanke
mich und verständige mich mit meinem Team, dass wir das erhaltene Briefing
jetzt durch-arbeiten. Jeder achtet dabei auf sein Gebiet und die von ihm bereits
vorbereiteten Fragen.
Es tritt
eine sofortige Ruhe ein. Während mein Team und ich lesen und mit Textmarkern,
Stiften und Klebezetteln agieren, verhalten sich die Vertreter der
Messegesellschaft sowie der Agenturscout sehr rücksichtsvoll und ruhig. Nachdem
ich eine erste Übersicht gewonnen habe, mache ich den Vorschlag, dass wir in
ca. 15 Minuten mit unseren konkreten Fragen beginnen. Das gibt den Vertretern
der Messegesellschaft die Möglichkeit, den Raum auch zu verlassen, und dies wird
auch gerne angenommen.
Einmal mehr
bewahrheitet sich die Erkenntnis, dass Fakten schneller erkannt werden, wenn
man konkret auf sie achtet. Da wir die „Arbeit“ obendrein unter uns aufteilen
können, werden wir auch mit diesem schon sehr reichhaltigen Briefing gut
fertig.
Nach den 15
Minuten moderiert der Agenturscout die Weiterführung des Treffens mit den
Worten an, dass er so etwas noch nicht erlebt habe. Noch nie habe sich ein
Agenturteam in einer solchen Situation spontan so tief in ein Briefing
eingearbeitet. Ich werte das als ein Kompliment.
Viele unserer
Fragen werden in dem - insgesamt sehr professionell aufbereiteten - Briefing beantwortet. Einige aber auch
nicht. So ergreifen Sabine, Ulrike, Annelie und ich wechsel-seitig die Chance,
diese zu stellen und ebenfalls beantwortet zu bekommen. Die Bereitschaft dazu ist in hohem
Maße gegeben. Jeder von uns spürt, dass man uns auf Augenhöhe begegnet. Mehr
noch: Man scheint daran interessiert zu sein, dass wir einen möglichst guten
Job machen.
Nachdem wir
all unsere Fragen gestellt haben und diese mit der nötigen Sorgfalt beantwor-tet
wurden, informiert uns der Einkaufsleiter darüber, dass wir natürlich auch noch
über diesen Zeitpunkt hinaus Fragen stellen können. Fortan sei aber er für die
weitere Kommuni-kation zuständig und er bitte, diese über das eigens dafür
vorgesehene Portal zu betreiben. Aus Gründen der gesetzlich vorgeschrieben
Transparenz müsse ab jetzt die Kommunikation online über das Portal laufen,
damit jede der teilnehmenden Agenturen den gleichen Kenntnisstand erlangen
könne.
Wir
bedanken uns in dem guten Gefühl, durch die exklusiv erhaltenen Informationen
einen guten Ausgangspunkt für den folgenden Pitch zu erlangen. Zum Schluss
überrascht uns der Agenturscout noch mit der Information, dass die
Messegesellschaft noch die Möglichkeit eines „Schulterblicks“ in der Agentur
anbietet. Na, die meinen es aber wirklich ernst! Gerne gehe ich darauf ein und
lege gleich den Termin dafür fest.
Auf der
Heimreise herrscht eine allgemein gute Stimmung. Alle fühlen sich gefordert und
hoch motiviert. Dieser Job hat ein hohes Potenzial und wir sind gut damit
gestartet.
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