Per E-Mail
treffen die ersten Gesprächsberichte unseres Akquisehelfers ein. Es sind fünf
an der Zahl. Ich bin natürlich sehr gespannt und schaue sie mir gleich an.
Erwartungsgemäß ist es nicht damit getan, irgendwo anzurufen und unser Angebot
zu offerieren. Dabei scheint die schlechte Erreichbarkeit der Zielpersonen eine
der größten Herausforderungen für unsere Kaltakquisiteure zu sein. Kommt es aber
zu einem Gespräch, scheint unser Thema „Messekommunikation“ als Aufhänger zu
funktionieren. Zwar haben diese Kontakte noch keinen Termin für eine
Präsentation hervorgebracht, aber drei der Angesprochenen wünschen zumindest, vertiefende
Unterlagen zu erhalten.
Ich veranlasse
den Versand von zwei „Dennoch-„ und drei „Info-Mails“ an die jeweiligen
Gesprächspartner. Darin empfehle ich mich als direkten Ansprechpartner der
Agentur und bringe mich als Person mit ein.
Zurück zu
den Social Media-Kanälen. Was mir daran auffällt, ist, dass sie die Möglichkeit
bieten, Kontakte zu schaffen und – noch wichtiger - zu entwickeln. Also genau
das, wonach ich gerade suche. Können wir über diese Kanäle eventuell das
ausgleichen, was wir an Liveevents derzeit nicht zu bieten haben? Eine
interessante Idee, wie ich finde. Vor allem fasziniert mich daran, dass wir auf
diesem Wege einen Zugang zu Personen finden können, die auf jedem anderen Wege
eben nur sehr schwer zu erreichen sind. Und: Ich erreiche sie auf der Grundlage,
dass sie diesen Ort und diesen Zeitpunkt selbst gewählt haben. Es ist, also ob
ich sie auf einer Party oder einer sonstigen Veranstaltung treffen würde. Aber
wie sieht es in dem konkreten Fall aus? Wie viele der durch unsere
Kaltakquisiteure gerade angesprochenen Personen könnte ich über die sozialen
Medien erreichen? Ich recherchiere die einzelnen Personen und bin wirklich
erstaunt; drei der fünf finde ich direkt bei Facebook und Instagram.
Natalie
steht plötzlich in meinem Raum. Wie immer, ohne sich vorher in irgendeiner Form
angekündigt zu haben. Sie hätte von der Eröffnung eines neuen Clubs im Hafen
gehört. Ob ich denn etwas darüber wüsste. Ich habe, ja, ich war auch schon da.
Aber ich habe keine Lust, ihr das mitzuteilen. Also verneine ich und erdulde
lieber, dass sie mich in ihrer gewohnt kessen Art dazu animieren möchte, diesen
mit ihr gemeinsam einmal anzusehen. Und während sie sich in dieser Weise
bemüht, wird mir klar, auf welche Art [W1] ich die Entwicklung meiner Kontakte eben nicht
betreiben sollte. Da haben wir sie wieder, die Bedeutung der optimalen Reizstärke
für den Beziehungsaufbau. In diesem Fall das gesamte Spektrum zwischen dem
defensiven darauf Warten, dass der Andere auf mich zukommt, und der
entschlossenen Aktivität, die Verfolgung meines Zieles selbst in die Hand zu
nehmen und meinerseits die Initiative zu ergreifen. Es entsteht in mir die
Gewissheit, dass es weniger auf das „Was“ als vielmehr auf das „Wie“ dabei
ankommt. Also aktives Vorgehen ja, aber eben auf eine Art und Weise, die als
angenehm empfunden wird.
Silke
Sommer ruft mich an und wünscht ein kurzes Gespräch in ihrem Büro. Natalie
versteht meine plötzliche Eile. Als ich bei meiner Chefin auftauche, möchte
diese eine erste Einschätzung der angelaufenen Akquisitionsbemühungen. Ich
schildere ihr den Verlauf, die ersten Ergebnisse unserer Akquisehelfer und
meine Überlegungen bzgl. der Kontaktentwicklung. Erfahrungen mit Social Media
hat sie – wen wundert’s – schon längst gesammelt. Sie verfügt über einen
privaten Facebook-Account und nutzt diesen ziemlich regelmäßig, um bestimmte Branchenkontakte
zu pflegen. Es entsteht die Idee, eine Facebook-Firmenseite für Boncreativa zu
entwickeln. Allerdings fühlt sich dabei etwas noch nicht so richtig an, da ja schließlich
gerade die persönliche Ebene dieser Kommunikationsform besticht. Wir werden
weiter darüber nachdenken. Silke Sommer beauftragt mich damit, mindestens zehn
der geplanten Kaltkontakte unseren Akquisehelfern zu entziehen und sie selbst
durchzuführen.
Na dann.
Über Langeweile werde ich mich auch in ferner Zukunft nicht beklagen können.
Ich spüre an dem Interesse und den Reaktionen von Silke Sommer, dass das Thema
New Business seinen festen Platz im Agenturalltag gefunden hat. Die
Herausforderung besteht nun darin, das New Business Development zu einem
systematisierten Prozess auszubauen.
Gut, dass
ich mich seinerzeit hier beworben habe.
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