Samstag, 23. März 2019

11. Bin auch ich eine Marke?

Mein Freund Mark ruft an. Ihm ist gerade von seiner Agentur gekündigt worden. Der Hauptkunde hat seinen Rückzug angekündigt und nun muss an allen Stellen eingespart werden. Ja, so kann es kommen. Auf Facebook habe er allerdings den Kontakt zu einem unserer ehemaligen Kommilitonen wiedergefunden und der hätte evtl. etwas Neues für ihn.  Facebook? Ich dachte, da würde man nur Sportergebnisse und Schminktipps austauschen. Während ich so darüber nachdenke, wie sehr sich Mark immer für seine Agentur ins Zeug gelegt hat, wird mir klar, wie abhängig man als Mitarbeiter ist. Es sei denn, man ist so gut, dass sich die richtigen Arbeitgeber bereits um einen bemühen und man so stets eine gute Alternative zu dem bestehenden Arbeitsverhältnis hat. Das bringt mich auf den Gedanken, dass auch ich als Mitarbeiter mit Außenwirkung einen Markenstatus erreichen könnte.

Okay, auf die Liste zum Mitarbeiter des Monats habe ich es wieder nicht geschafft. Dauernd verliere ich gegen irgendwelche Kreative, die Wettbewerbe gewinnen oder Kundenprojekte zu Erfolgen führen. Ist ja verständlich. Aber gerecht?! Nun gut. Ich habe gerade ein wenig Zeit und logge mich mal bei Facebook ein. Dort suche ich Mark und schaue mir sein Profil an. Geht so! Interessant ist, welche sonstigen Informationen ich über sein Profil bekomme. Vor allem, wer mit ihm „befreundet“ ist und welche Informationen ich über diese Personen erhalte. Regelrecht begeistert bin ich davon, wie viele unserer ehemaligen Kommilitonen ich wiederfinde. Schnell fass ich den Entschluss, mein FB-Profil zu vervollständigen und dieses Portal ein wenig ernster zu nehmen. Nicht um darüber Kunden für meine Agentur zu gewinnen, sondern ausschließlich um mich als Person zu positionieren. Wie genau, darüber muss ich noch nachdenken. Sicher wird es in die Richtung gehen, dass ich der sympathische Womanizer mit dem anspruchsvollen Job in dieser interessanten Agentur bin 😊.

Der Gedanke an die Möglichkeiten einer aktiveren Facebooknutzung beschäftigt mich den gesamten Tag über. Auf einmal höre ich von allen Seiten, wer was mit Facebook erlebt hat und für was es von den Einzelnen eingesetzt wurde. Am Abend will ich es dann genau wissen. Ich ziehe mich in meinem Appartement mit einem Bier und meinem Laptop zurück und verbringe die nächsten Stunden - bis tief in die Nacht - auf Facebook. Dabei entwickle ich eine Strategie: Meinen Freundeskreis baue ich zunächst einmal aus, indem ich alte Bekannte suche und diese anschreibe. Hier reicht es ja im ersten Schritt, sich zu melden und an die „alten Zeiten“ anzuknüpfen. Anspruchsvoller wird dann der nächste Schritt. Hier werde ich über meine Freunde deren Kontakte ansprechen und auf diese Weise meinen Freundeskreis erweitern. Dabei werde ich strategisch vorgehen, indem ich vorrangig solche Kontakte anspreche, die ebenfalls in Agenturen arbeiten. Vielleicht auch auf Kundenseite. Mal sehen.

Ich stelle mir das so ähnlich vor, wie es auch abläuft, wenn ich privat auf eine Gruppe von Menschen treffe. Da steige ich zunächst einmal auf das dort vorherrschende Thema ein und entwickle ein Gefühl dafür, ob ich den Kontakt überhaupt vertiefen möchte. Möchte ich nicht, gehe ich weiter. Möchte ich aber, nehme ich mir Zeit und lerne immer mehr über die Teilnehmer. Dadurch kann eine Form von Beziehung entstehen, die eine kaum erklärbare Qualität erhält. Aspekte wie Vertrautheit und Sympathie spielen dabei eine Rolle. Aus oberflächlichen Kontakten können solche entstehen, auf die man zählen kann, wenn man sie braucht. Natürlich geht das nicht im Laufe eines Abends. Aber sie können an einem solchen beginnen.

Und plötzlich wird mir bewusst, dass ich mich nun in einem ähnlichen Prozess befinde, wie meine Agentur. Ich versuche mich zu positionieren; mich in Position zu bringen für einen erfolgreichen Start in Richtung Ziel. Das auch noch! Was war doch gleich mein Ziel?
Es ist bereits früh am Morgen, aber eine Müdigkeit will sich so gar nicht einstellen. Mir wird klar, dass ich beruflich erfolgreich sein möchte, um dadurch ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmtheit leben zu können. Also möglichst agieren, statt reagieren zu müssen. Und dazu passt es auch, dass ich nun auf Facebook damit beginnen werde, die Personenmarke Markus Weiß zu kreieren. Die Erkenntnis, dass mir Selbstbestimmtheit als Zielsetzung so wichtig ist, fühlt sich schon so an, als wäre sie hilfreich für meine Positionierung. Fotos von Marcus mit Schlitten einsam auf dem zugefrorenen Baikalsee?! Na, ich will mal nicht übertreiben, aber die Richtung…

Fehlt noch die berufliche Komponente. Aber jetzt erst einmal Licht aus!   

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