Allerdings muss ich in Meetings
immer wieder erleben, dass -mehr oder weniger direkt- die Erfolgs-meldungen aus
meinem Bereich vermisst werden. Meist ist es Rainer König, der seine „Vorfreude
auf künftige Etatgewinne“ zum Besten gibt. Dabei spielt es für ihn keine Rolle,
dass ich weder von ihm noch von Silke Sommer eine wirklich funktionale Zielsetzung
für meine Neugeschäftsarbeit erhielt, von einer Positionierung der Agentur mal
ganz zu schweigen. Ungeachtet dessen werden die interessanten Neukontakte zu
den richtigen (!) Ansprechpartnern aber erwartet.
Wie ich von ehemaligen Studienkollegen -die heute in ähnlichen Funktionen sind wie ich- weiß, ist dieses Ansinnen weit verbreitet. Chefs scheuen gerne den -zugegebenerweise- hohen Aufwand der Selbstanaly-se und in Sachen Zielformulierung legen sie sich auch nicht so gerne fest. In ihrem Verständnis ist die Welt voller bedürftiger Auftraggeber, für die die Agentur allesamt gute Arbeit leisten könnte. Unsereins soll sie nur rasch finden und angemessen über die Leistungen der Agentur informieren!
Wie ich von ehemaligen Studienkollegen -die heute in ähnlichen Funktionen sind wie ich- weiß, ist dieses Ansinnen weit verbreitet. Chefs scheuen gerne den -zugegebenerweise- hohen Aufwand der Selbstanaly-se und in Sachen Zielformulierung legen sie sich auch nicht so gerne fest. In ihrem Verständnis ist die Welt voller bedürftiger Auftraggeber, für die die Agentur allesamt gute Arbeit leisten könnte. Unsereins soll sie nur rasch finden und angemessen über die Leistungen der Agentur informieren!
Ein wirkliches Dilemma, denn wenn
sich Neugeschäft nicht ausschließlich kurzfristig, sondern strategisch –und
damit dauerhaft- entwickeln soll, dann ist ein derart aktionistischer Ansatz
nicht zielführend.
Also gut. Erfolge müssen her.
Erste Ansätze haben sich schon durch die Telefonate mit ehemaligen Kunden
ergeben. Es ist immer wieder erstaunlich, welche unerwarteten Umsatzpotenziale
sich hier auftun. Und noch ein interessanter Punkt: In einigen Gesprächen mit
aktuellen Kunden, denen ich beiwohnen durfte, fielen mir Ansätze für
Projekterweiterungen oder gar Neuprojekte auf, die der Kundenverantwortliche
selbst glatt zu überhören schien. Also auch hier lohnt sich eine geschärfte
Wahrnehmung.
Wie geht man nun aber vor, wenn
man neue Kunden so völlig ohne Anforderungsprofil und quasi aus dem Nichts
gewinnen möchte? Meine Antwort: Ich gehe dorthin, wo Aufträge bereits definiert sind und nur noch auf deren Erfüller warten.
Auf den Markt! Genauer: Dorthin, wo öffentliche Auftraggeber ihre Aufträge
ausschreiben, weil sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. So muss jede Behörde, jede
Verwal-tung, jedes Stadtwerk oder jedes Unternehmen mit einem öffentlichen Anteilseigner Agenturaufträge ausschließlich per
Ausschreibung vergeben.
Allerdings ist das so eine Sache
mit den Ausschreibungen. Man sollte sich da schon ein wenig mit be-schäftigen,
bevor man sich daran beteiligt. In meiner alten Agentur fand zu diesem Thema
einmal eine Weiterbildung statt. Man hatte erkannt, dass interessante
Kulturprojekte, öffentliche Rundfunkanstal-ten, kommunikationsintensive
Ministerien und so ziemlich jede Messegesellschaft nur über diesen Weg der
Öffentlichen Ausschreibung gewonnen werden kann. Also verpflichtete man den
Berater Manfred Berger (Agenturscouts), um beteiligte Mitarbeiter in die
Feinheiten der Öffentlichen Ausschreibung einzuweisen. Ein interessanter Punkt,
der bei mir hängen blieb, ist, dass man sich bei der Auswahl von
Ausschreibungen auf die „Oberschwelligen“ konzentrieren soll. Jene, die eine
Größenordnung von mindestens 209.000€ haben und deshalb dem EU-Vergaberecht
unterliegen. Hier sind nämlich all jene „Mauscheleien“ ausgeschlossen, die
einige Bieter bei "unterschwelligen" Ausschreibungen schon erleben mussten und die
wahrscheinlich dafür verantwortlich sind, dass diese Form der Auftragsbeschaffung im
Agenturbereich alles andere als normal ist.
Aber wo erlebt man es schon, dass
konkrete Aufträge angezeigt werden, die innerhalb weniger Monate oder gar
Wochen zur Umsetzung ausstehen? Selbst nach gewonnenen Pitches in der freien
Wirtschaft vergehen oft Monate, bis es endlich losgeht. Die Solvenz der
öffentlichen Auftraggeber steht außer Frage und die Bedingungen für eine
Zusammenarbeit sind definiert und transparent. Was viele nicht wissen, ist,
dass die gesamte Architektur von Ausschreibungen darauf ausgelegt ist, dass
gerade kleine und mittelständische Bieter die Chance erhalten, für öffentliche
Auftraggeber zu arbeiten. Es soll gerade vermieden werden, dass sich immer nur
„die Großen“ um öffentliche Aufträge bemühen. Übrigens ist es auch nicht
zutreffend, dass bei einer Ausschreibung immer nur das billigste Angebot
gewinnt. Die Ausschreibungsunterlagen suchen vielmehr das „wirtschaftlich
günstigste Angebot“ und das ist etwas gänzlich anderes.
In Ermangelung fehlender Vorgaben
werde ich mich nun also erst einmal damit beschäftigen, welche Auftraggeber
eine Agentur mit unserem Leistungsspektrum suchen. Da habe ich dann auch gleich
in den Meetings mehr zu erzählen.
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