Als ich mein Vorhaben im Wochenmeeting mitteile, tauchen
gleich die Bedenken auf, durch ein weiteres Programm die Übersicht zusätzlich zu
erschweren. Verständlich. Ich kann mich trotzdem durchsetzen, da die Nutzung
des Agenturprogramms für meine Zwecke viel zu aufwändig wäre (jeder Prospect
müsste zunächst mit einer Kundennummer angelegt werden), die Nutzung von
Outlook nicht genügend Parameter (Branche, Status, etc.) aufweist und die
EXCEL-Liste keine Legende abbilden kann. So erhalte ich die Erlaubnis für ein
eigenes CRM-Programm, welches – zunächst – als Einzelplatzlösung installiert
wird.
Die Herausforderung besteht für mich nun darin, jene Aspekte
zu definieren, die ich für meine Arbeit benötige, und diese jeweils als eigene Felder
anzulegen. Zunächst einmal trenne ich dabei die persönlichen Daten der Ansprechpartner
von den Informationen über das Unternehmen. Der Sinn besteht darin, dass die
Firmendaten so unabhängig von den Personen verwaltet werden können. Ändert sich
hier etwas, trifft diese Änderung dann auch gleich auf alle Datensätze von
Mitarbeitern zu. Was die Anzahl und Definition der Eingabefelder angeht, so bin
ich nicht knauserig. Informationen wie Mitarbeiterzahlen, Messeaktivitäten,
Vertriebsformen etc. werden mir sicher nicht immer schon bei der Anlage eines
neuen Unternehmens bekannt sein. Wenn das Feld aber einmal angelegt ist, kann
ich Informationen jederzeit ergänzen und dadurch den Wert des einzelnen
Datensatzes immer weiter steigern.
In Bezug auf die persönlichen Kontakte gilt es nun, die
persönlichen Kontaktdaten wie E-Mail-Anschrift und die persönliche
Durchwahlnummer zu erfassen. Mir ist klar, dass diese Arbeit Wochen oder gar
Monate in Anspruch nehmen wird. Ich plane dafür den Dienstag als Wochentag ein,
an dem das Thema Customer Relation Management die Priorität erhält. Diese
Arbeit bereitet mir sogar eine gewisse Freude. Hat sie doch etwas von einer
Sammlertätigkeit, die zu einem immer wertvolleren Besitz führt. Ob ich damit
auch bei Damen punkten kann, ist schwer abzuschätzen 😊.
Fest steht aber, dass sie meine Tagesarbeit erleichtert und immer schneller
immer präzisere Erkenntnisse ermöglicht.
Eine ziemliche Herausforderung stellt dabei die Einschätzung
der aktuellen Relevanz eines Kontaktes dar. Wie interessiert ist der Prospect?
Wie wahrscheinlich ist eine Beauftragung? Wann sollte er erneut angesprochen
werden? Bei den meisten Aufzeichnungen meines Vorgängers ist eine solche
Einordnung nicht möglich, da sie sich lediglich darauf beschränken, dass er
dort angerufen hat und mit wem er über was sprach. Solche Dokumentationen sind
offenbar keine Seltenheit. In einem Webinar zu diesem Thema berichtete der
Trainer darüber, dass viele Mitarbeiter ihre Kundenkontakte als eine Art
„Herrschafts-wissen“ behandeln. Also nur den Kontakt dokumentieren, aber nicht,
was darin besprochen wurde. Was für ein Un-Sinn!
Rainer König, der sein Büro eigentlich nur in Richtung
Konferenzräume oder Ausgang verlässt, steht plötzlich vor meinem Schreibtisch.
Er denke über einen Besuch der Hannover Messe nach. Wäre es nicht geschickt,
dort ein paar MCOs zu besuchen, zu denen wir bereits Kontakt hätten? Ich möchte
doch Verbindung aufnehmen und entsprechende Termine vereinbaren!
Gute Idee! Wäre auch kein Problem, hätte ich denn schon alle
Daten erfasst und zugeordnet. So aber setzt er nun einen neuen Schwerpunkt für
meine Arbeit. Ich kümmere mich nun vorrangig um das Einpflegen solcher Daten, bei
denen ich davon ausgehe, dass sie aus dem Investitionsgüterbereich stammen.
Eine weitere Herausforderung ist die Einschätzung der
genannten Kontaktpersonen in Bezug auf ihre Entscheidungsbefugnis. Meist fehlt
die Funktionsbezeichnung völlig. In diesen Fällen hilft meist die Recherche auf
dem Netzwerkportal XING. Gibt man hier den vollständigen Namen und das
Unternehmen ein, erhält man nicht nur ziemlich aktuelle Angaben über die gegenwärtige
Position der/des Gesuchten, sondern erfährt auch Interessantes über
ihren/seinen Werdegang. Also Studium und vorherige Arbeit-geber und so. Wenn ich
da bspw. feststelle, dass eine Person selbst jahrelang in einer Agentur unseres
Zuschnitts gearbeitet hat, kann ich meine Ansprache gleich darauf ausrichten.
Ja, das Datenmanagement ist ein sehr bedeutungsvolles Thema heute. Unabhängig von dem besten und klügsten Algorithmus in Bezug auf die - vielleicht sogar einmal automatisierte - Verwertung der Daten, bedeutet es viel Arbeit aber auch einen zentralen Wert. Mit den rechtlichen Aspekten habe ich mich noch gar nicht befasst. Stichwort EuDSGVO. Bislang erfasse und strukturiere ich sie erst und dann sehe ich weiter. Eine echte Herausforderung!
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