Samstag, 16. März 2019

10. Das Webinar als Trojaner

Die immer noch fehlenden Angaben darüber, in welche Richtung sich die Agentur denn künftig bewegen soll, wen genau wir ansprechen wollen und was wir dann anbieten, hindern mich immer noch daran, in der gelernten und gewohnten Weise zu verfahren. Okay, es ist nicht so, als hätte ich nichts zu tun. Allein die Aufbereitung von Daten könnte mich voll auslasten. Auch die Bewerbungen auf Ausschreibungen fordern mich zunehmend. Das für mich Interessante an der Situation ist aber, dass ich nicht aufhören kann, über immer neue Möglichkeiten einer Zielgruppenansprache nachzudenken. Auch wenn Zielgruppen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definiert sind.

Im Rahmen meiner Einarbeitung in das Ausschreibungs-Thema, begegnete ich sehr häufig dem Webinar. Es gibt hierfür eigene Portale - teils mit eigenem Marktplatz -, deren Aufgabe darin besteht, Anbieter bestimmter Themen mit Interessenten online zu verbinden. Oft sogar gegen Gebühr. Wäre das nicht auch ein Ansatz für Agenturen, die auf diese Weise ihr Know-how - bspw. in Sachen Entwicklung von Markennamen - kommunizieren könnten? Die Wahrscheinlichkeit, durch diese Wissensvermittlung dem eigenen Geschäft zu schaden, schätze ich als weitaus geringer ein, als sich genau damit profilieren und positionieren zu können. Und das gegenüber einem sehr großen Kreis an Interessenten. Kann man eleganter und qualifizierter auf sich aufmerksam machen? Vorstellen kann man sich das wie ein konventionelles Seminar oder eine Präsentation im Marketingclub. In diesem Fall nur eben online. Man arbeitet eine Präsentation in Form von Folien etc. aus und meldet ein Webinar zu einem fixierten Termin an. Natürlich ist es hierbei von großer Bedeutung, ein Thema zu finden, welches eine Relevanz für die Zielgruppe hat. Denn eine pure Agenturvorstellung wird wohl kaum jemanden interessieren!

Wenn mich ein Thema besonders interessiert, rede ich darüber. So auch in diesem Fall. Ich frage in der Mittagspause beim „Chinesen“, wer von meinen Kollegen denn schon mal an einem Webinar teilgenommen hat. Und tatsächlich: Annika hat schon einmal einen Kurs in Sachen Zeitmanagement belegt, Marcel hat dort einen Kurs in Sachen Buchführung absolviert, Claudia ist dort regelmäßig in Sachen „Yoga“ unterwegs und andere haben sich dort einfach nur mal aus Neugier umgeschaut. Interessant empfanden es aber die Meisten. Die Möglichkeit, zu attraktiven Zeiten und ohne großen Aufwand für Reise, Hotel etc. an wertvollen Content zu gelangen, sei schon sehr verlockend. Oft sei die Teilnahme noch nicht einmal mit einer Gebühr belegt! Und der Unterschied zu einem Lehrvideo bspw. bei YouTube sei der, dass man eben auch einen Dialog mit dem Trainer führen könne. Eben wie in einem konventionellen Seminar.

Mich beschäftigt der Gedanke weiter. Wäre das nicht auch ein interessantes Angebot, auf das man eine größere Anzahl von Zielpersonen ansprechen könnte? Sehr niederschwellig, also ohne sie gleich in eine intensivere Beziehung zu ziehen? Ich mache ja immer wieder die Erfahrung, dass sich einige Entscheider bspw. in einem Telefonat schwertun, einen Präsentationstermin zu vereinbaren. Ihr Vorhaben ist halt noch nicht konkret genug, oder sie wollen in die bestehende Agenturverbindung keine Unruhe bringen usw. Sie für die Teilnahme an einem Webinar zu interessieren, dürfte da schon leichter fallen. Der Aufwand wäre auch für uns gering: keine Buchung von Räumen, keine Reisezeit, keine Spesen etc. Wir schreiben lediglich ein Webinar aus, legen den Termin fest, laden eine Zielgruppe ein und fertig. Melden sich Teilnehmer an, wunderbar! Meldet sich keiner an, ist nichts passiert und man probiert einen neuen Termin.

Obendrein wäre es eine interessante Form von Marktforschung! Jeder der sich zu einem bestimmten Thema anmeldet, wird als Interessent identifiziert und bekommt einen besonderen Platz in meinem neuen CRM-System 😊.  

Ich werde diese Idee einmal meiner Geschäftsleitung vortragen. Schließlich war ich schon lange nicht mehr auf der Shortlist für den Mitarbeiter des Monats.

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